Gutachten
bestätigt Prof. Hecht und die Kritik der Anwohner:
Talent 2
passt aktuell nicht zur Münstertalbahn!
So die wichtigste Erkenntnis aus dem schall- und schwingungstechnischen Gutachten, das am 16. Januar 2015 in Staufen von den Gutachtern öffentlich vorgestellt wurde.
Die Messergebnisse des Gutachtens bestätigen das subjektive Empfinden der Anlieger, dass in den Kurven der Talent 2 mit bis zu 95 dB(A) – reines Rollgeräusch, ohne Quietschen – im Vergleich zum alten Dieseltriebwagen RS1 mehr als doppelt so laut ist (um bis 15 dB(A) mehr).
Warum? Weil die Konstruktion der Jakobs-Drehgestelle des neuen Elektro-Triebwagens mit starren Achsen und langem Drehgestellachsstand (2,80 m, d.h. 1 m mehr als beim RS1) die Schienen in engen Kurven bereits erheblich aufgeraut hat. Das hat nicht nur erhöhten Lärm und stärkere Erschütterungen bei den Anwohnern zur Folge, sondern führt für die SWEG zu früherem Verschleiß von Rad und Schiene.
Der Talent 2 soll jetzt passend(er) gemacht werden. Die ersten Maßnahmen finden allerdings nicht am Fahrzeug, sondern am Gleis statt: Die aufgerauten Schienen sollen in 2015 geschliffen werden und dann müssen weitere stationäre Schmieranlagen an den kritischen Kurven (Campingplatz Staufen und Kurve Bad Krozingen) eingebaut werden.
Die lt. Prof. Hecht wirksamste Maßnahme am Fahrzeug selbst, der „Einbau einer Spurkranzschmierung auch im problematischen Laufdrehgestell“, wurde von SWEG und Hersteller aus Kostengründen vorerst abgelehnt. Daher eignet sich der Talent 2 eher für gerade Strecken.
Das Grundproblem des um 1 Meter längeren Radsatz-Abstandes am Jakobs-Drehgestell ließe sich nur mit einer radialen Einstellbarkeit der Radsätze in diesem Laufdrehgestell lösen.
Mit den von SWEG und ZRF für 2015 zugesagten Maßnahmen an der Schiene sollten sich lt. Gutachter vorübergehend das Quietschen und der erhöhte Schallpegel reduzieren. Der ursprüngliche Lärm- und Erschütterungszustand wie beim alten Diesel-Triebwagen kann dadurch jedoch nicht wieder erreicht werden. Das Dröhnen ist vermutlich auf die tiefen Frequenzen, die der Talent 2 anregt, zurückzuführen. Die von den Anwohnern auch an gerader Strecke wahrgenommenen Erschütterungen, sind evtl. ebenfalls auf diese tiefen Frequenzanregungen zurückzuführen. Hierzu bedarf es weiterer Klärung. Die Problematik Stahlbrücke Bad Krozingen wurde noch nicht untersucht.
Zu den Versprechungen
Hier einige Auszüge aus dem Planfeststellungsbeschluss zur Elektrifizierung:
• Seite 24 „…Aufgrund des künftigen Einsatzes moderner elektrisch betriebener Fahrzeuge, kann tendenziell von einer Verbesserung der Verhältnisse ausgegangen werden…“
• Seite 24 „…Die höhere Anzahl der Züge bedeutet zwar eine häufigere Einwirkung von Erschütterungen, jedoch bleibt die Intensität des einzelnen Ereignisses unverändert…“
• Seite 26 „…Die Maßnahmen erzeugen somit keine Erhöhung der Lärmlast…“
• Seite 41 „…Die tatsächliche Lärmlast der anliegenden Grundstücke wird sich durch die Veränderung der Antriebsart der Fahrzeuge einerseits verringern, andererseits durch die Erhöhung der Anzahl der Züge erhöhen. Es ist in der Summe dieser Effekte anzunehmen, dass sich die Lärmlast insgesamt verringern wird…“